Zwangskauf beim Büfé oder das melegszendvics
Aus aktuellem Anlass sei heute dem Uni-Büfé -obwohl mir leider keine visuelle Unterstützung zur Verfügung steht- ein Absatz gewidment. Zur begrifflichen Bestimmung: sBüf•ett ‹~s, ~e/~s› fn 1. [bútor] a) tálaló, pohárszék b) [vendéglátó üzemben] pult 2. büfé, falatozó, ételbár 3. kaltes Büfett hideg büfé. Es obliegt der Leserschaft sich ein Gebilde vorzustellen, dass auf erstem Blick der Volière aus dem alten Schönbrunner Tiergarten gleicht, vorzustellen. Ich hab mich ja wochenlang gewundert, was dieses kleine Gitterhäuschen mitten in der Uni eigentlich sein könnte - von außen kann man nur schwer auf seinen Zweck schließen. Doch bei näherer Betrachtung stellt man fest, dass das die Vergitterung rein dem Schutz der Angestellten und der ausgewählten feilgebotenen Köstlichkeiten vor allzu gierigen Studenten dient. An eben diesem Ort ungarischer Gastlichkeit kann ein ganz besonderes Phänomen observiert werden: postkommunistisches Verständnis des Verkaufmanagement und -im besonderen- der Orientierung am Kunden. Man möge im folgenden der Tatsache, dass in den unmittelbar daneben gelegen Hörsälen womöglich Marketing gelehrt wird, besonderes Augenmerk schenken und wird zum Schluss kommen müssen, dass in diesem Fall Theorie und Praxis wohl nur von örtlicher Nähe getragen werden. Nun also zu den Vorfallenheiten am Büfé. Vorauszuschicken ist, dass die Kunden ein strenges Regelwerk zu befolgen haben, wo sie sich in einer postkommunistischen Schlange aufzustellen haben. Dort hat man dann zwischen 5 und 15 min zu verharren und krampfhaft darüber nachzusinnen, was man den erwerben wolle. Die zum Verkauf stehenden Köstlichkeiten sind nämlich von der Schlange aus nicht einzusehen und auch in keiner anderen Weise vorangekündigt. Das heißt also, man erfährt immer erst in allerletzter Minute, was eigentlich erworben werden kann. Nämlich genau in dem Augenblick, wo der Vormann nach mehr oder weniger befriedigendem Shopping-Erlebnis das kleine Guckloch auf die Waren freigibt und man verzweifelt an der wartenden Verkaufsperson - die einen optisch ansprechenden Kittelschürzen-Überwurf trägt und geduldig die Bestellung entgegen nimmt - im Ansinnen ein käufliches Objekt auszumachenvorbeizulugen sucht. Bis man also eine Wahl getroffen hat, setzt einen die charmante Verkaufskraft durch gelangweilt-abschätziges Mustern minimal unter Druck. Schon fast möchte der verzweifelte Kunde einfach davonlaufen, aber man ist ja nicht umsonst angestanden. All so ringt man sich zum Erwerb eines meleg szendvics (warmes Sandwich) durch, näheres ist auf der Tafel hinter dem "sales manager" über das Brotl nicht spezifiziert. Als sich die Verkäuferin weiter Zeit verstreichen lässt ohne sich Richtung meleg szendvich aufzumachen, beginnt man vorsichtig nachzufragen, was dieser Lethargie wohl zum Grunde liegen könnte. Als man endlich erraten hat, dass man dazu zu sagen hat, ob das Brotl auch noch getoastet werden soll, setzt sich die Verkaufsmitarbeiterin kommentarlos in Bewegung. Legt das Brot in den Toaster, steht minutenlang davor und schaut dem Toaster beim toasten zu. Nach vollbrachtem Toast-Werk, wird das Brotl liebevoll auf ein Pappendeckelteller drappiert, knietief in dreierlei Saucen gebadet und schließlich -weiterhin wortlos- auf die Budl gelegt. Dann wird die zuzahlende Summe von der Kassen-beauftragten verkündet - ein gewisser Schock für den Kunden der bislang dachte, dass hinter der Budl nur eine Person Platz hätte und die zudem nicht sprechen könne. Wenn man die Kassenfrau hinter ihrer Kassa gefunden hat, gibt man ihr schließlich gerne das Geld um aus dem Kauf-Erlebnis entfleuchen zu können...
marburg84 - 2007.02.27, 17:11
Die Sichtbarrieren sind gefallen